Beim Thema Datensicherheit verhalten sich die Bürger so ambivalent wie selten: Einerseits sorgen sie sich sehr, dass ihre persönlichen Daten missbraucht werden könnten. Andererseits gehen Herr und Frau Österreicher im Alltag ausgesprochen sorglos mit Informationen zu ihrer Privatsphäre um. „Der Nutzer als Bürger ist skeptisch, schutzbedürftig und kulturpessimistisch,
Die Bürger fühlen sich in hohem Maße ausgeliefert und nutzen trotzdem munter die „Frightful Five“, die „Schrecklichen Fünf“ – Amazon, Apple, Google, Facebook und Microsoft. Dieses Missverhältnis im Umgang mit Big Data und Datenschutz torpediert die Chancen der Digitalisierung für Bürger, Wirtschaft und die Gesellschaft insgesamt. Es sei nun notwendig, dass die Politik es in Österreich schafft, dass die Bürger bei der Digitalisierung auf den Schutz ihrer persönlichen Daten vertrauen können.
Vom Objekt zum Datenhändler
Grundsätzlich jedoch ist aus Sicht der Experten bei Big Data die Ablösung des alten Weltbildes im Umgang mit dem Schutz von Daten notwendig. Die bisherige Datenschutzdiskussion soll sich zu einem Handlungskonzept wandeln. Damit soll der Bürger in seiner Rolle als Nutzer digitaler Technologien so unterstützt werden, dass er seine Daten gezielt und sicher zu den von ihm gewünschten Zwecken weitergeben kann.
Anderes Rollenverständnis bei der Wirtschaft
Diese Entwicklung erfordert auch ein anderes Rollenverständnis bei der Wirtschaft. Unternehmen sollten im Rahmen des angestrebten Paradigmenwechsels nicht mehr nur zur Compliance mit den Datenschutzgesetzen gehalten sein.
Vielmehr sind sie aufgefordert, mit Hilfe von Big Data positive Beiträge für gesellschaftlich relevante Zwecke zu ermöglichen. Unternehmen würden dementsprechend ethisch verpflichtet, die Chancen von Big Data, beispielsweise künstliche Intelligenz (KI), proaktiv für Zwecke des Gemeinwohls nutzen.
Dabei spiele die Open-Data-Bewegung eine wichtige Rolle. Sie sollte zu einer ethisch bestimmten Daten-Infrastruktur führen, für deren Sicherheit und Qualität die öffentliche Hand sorgen muss.
Ordnungspolitisch soll es einen unternehmens- und branchenübergreifenden Datenaustausch geben, der sich gegen Daten-Oligopole richtet. Der Wettbewerb der Algorithmen soll das Oligopol der Datenkraken ablösen. Kartellrechtliche Maßnahmen würden von der Bevölkerung ebenso begrüßt, wie auch die Ideen der Datenethik in der Umfrage „eine beachtliche Zustimmung“ finden.
Weitgehende „Überwachung“ des Einzelnen
Nur mit einem solchen grundlegenden Wandel lassen sich die Chancen der Digitalisierung wirklich nutzen. „Die Versicherer haben eigentlich einen Marktvorteil, Assekuranzen arbeiten schon immer mit sensiblen Daten, etwa im Gesundheitsbereich.“
Dieses Vertrauen der Kunden sollten die Versicherer nun nutzen, um auf Basis von Datenanalyse beispielsweise vorbeugend tätig zu werden. Viele der Anwendungen in den genannten Lebenswelten, zum Beispiel im „Gesundheits-Monitoring“, der „Verkehrssteuerung“ oder auch im Smart Home erfordern eine weitgehende „Überwachung“ des Einzelnen.
Assekuranzen als „Schadenverhüter“
Der Grad der Akzeptanz ist abhängig vom empfundenen Nutzen eines Service. Versicherer werden in einer Big-Data-Welt „Schadenmanager“, beispielsweise durch die Organisation von Reparaturen oder medizinischen Therapien. Die zunehmende Vernetzung und Sensorik ermöglicht es den Assekuranzen, als „Schadenverhüter“ aufzutreten.
Scheinbar sind die Kunden für solche Rollenerweiterungen ihrer Versicherer aufgeschlossen.